Sticky Toffee Pudding

Sticky Toffee Pudding

So eigen wie die Briten sind, so eigen ist auch ihr Umgang mit Desserts – und so ganz anders, wie wir es aus Deutschland kennen. Heute geht es also um Pudding. Ich sehe im Geiste schon einige Gesichter vor mir, bei denen schon beim Gedanken an Pudding das Wasser im Mund zusammenläuft. Dieser weiche vanillige oder schokoladige Geschmack, der sich wie eine himmlische Creme anfühlt und wie Butter auf der Zunge zergeht. Traum unserer Kindheit und so weiter. Ich muss euch leider enttäuschen, denn in Großbritannien geht es da ganz anders zu. Wir starten mal mit dem Klassiker…


Christmas Pudding – alles, nur kein Pudding

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Weihnachtsfest im Kreise der englischen Familie. Am Ende der Hauptspeise freute ich mich auf ein wirkliches leckeres Dessert. Denn es war schon verheißungsvoll angekündigt worden: Traditionell gibt es zum Schluss Christmas Pudding. Oha! Und ich freute mich wie Bolle, na einfach, weil ich Pudding liebe. Unter großem Applaus wurde der Christmas Pudding, der im kochenden Wasserbad zubereitet wird, serviert. Allerdings sah er so ganz anders aus, als ich mir Pudding gemeinhin vorstelle.

Auf einen Teller gestürzt, wie ein Guglhupf, ein bisschen wabbelig und voller Rosinen. Voller Begeisterung erzählte mir die Schwiegeroma, dass der Christmas Pudding schon Ende November zubereitet würde, damit er sich erst einmal setzen könne – besser noch ein paar Wochen eher! Dabei bestünde er aus Rindernierenfett, Trockenobst wie Rosinen, vielen Nüssen und würde gut mit Alkohol getränkt. Und damit kippte die Oma direkt am Tisch noch einen guten Schuss Brandy über den Pudding, bevor sie ihn unter großem Applaus flambierte….


englischer Weihnachtsklassiker
Der traditionelle Christmas Pudding wird gerne auf Fotos (oder auf dem Tisch) mit Stechpalme verziert.


Was soll ich sagen: Meine Begeisterung für den Nachtisch hielt sich in Grenzen. Der Kuchen ist schwer und sehr mächtig und man muss Rosinen, Korinthen und Co. wirklich lieben. Besser wurde es dann, als die Beilagen dazukamen. Denn klassischerweise gibt es dazu Custard – und das ist dann schon fast wieder wie unser Vanillepudding, nur flüssiger. Allerdings: Ich hätte ja kaum nur Custard essen können, oder? Besonders putzig: Eine der Traditionen besagt, dass im Christmas Pudding ein Silberstück versteckt ist, damit der Fündige Glück im Leben hat. Deswegen befürchtete ich die ganze Zeit, mir während des Weihnachtsmenüs auch noch einen Zahn auszubeißen…. Tatsächlich habe ich mich an den Christmas Pudding gewöhnt und liebe ihn heute genauso wie meine anderen Weihnachts-Delikatessen.


Pudding in Grossbritannien

Für alle, die jetzt auf den Appetit gekommen sind, starten wir jetzt so richtig durch. Wie Ihr bemerkt habt, ist Pudding in Großbritannien etwas völlig anderes als in Deutschland. Ursprünglich war es eigentlich ein Gemisch aus Fleisch, Gemüse und Brot und hatte damit eine wirklich deftige Substanz. Erst nach und nach haben sich dann auch etwas süßerer Varianten durchgesetzt. Das Wort Pudding an sich bezeichnet dabei die Form, die ein bisschen an einen Knödel erinnert, auch in seiner Konsistenz.


Yorkshire Pudding

Bekannt und beliebt ist in Großbritannien der Yorkshire Pudding. Und auch wenn es sich um eine Spezialität handelt, ist es eines jedenfalls nicht: nämlich süß. Der Yorkshire Pudding ist eine Teigware aus Eiern, Milch und Mehl, die stark unserem Pfannkuchen ähnelt. Gewürzt wird er vor der Zubereitung mit Salz, Pfeffer und manchmal Muskatnuss. Allerdings ist der Yorkshire Pudding nicht platt wie der Pfannkuchen, sondern wird im Ofen gebacken und geht bei Hitze auf. Zum Sunday Roast, dem typischen englischen Sonntagsessen, auf das kein Engländer verzichten würde, gehört der Yorkshire Pudding fest dazu. Ein Rezept gibt es übrigens hier!


Black Pudding und Haggis

Wer es wirklich deftig mag, isst in England gerne Black Pudding – eine Art gebratene Blutwurst. Und die wird nicht irgendwann, sondern warm zum Frühstück serviert – zusammen mit Speck, Baked Beans, Würstchen, Ei und gegrillter Tomate. Ich kann nur sagen: Davon hat man den ganzen Tages etwas, wenn man nicht daran gewöhnt ist.

Auch das schottische Nationalgericht mit dem Namen Haggis gehört zu den britischen Puddings. Dabei kommen Innereien wie Herz, Lunge, Leber oder Zunge eines Schafs in einen Fleischwolf und werden miteinander vermengt. Der Schafsmagen hält das ganze beim Garen zusammen und bildet die Hülle.

Beliebt ist übrigens auch der traditionelle Steak and Kidney Pudding, der aus Rindfleisch, Nieren und Rindenfett besteht und zu Kartoffelbrei und Gemüse gegessen wird. Ihr seht also: Das ist schon etwas für den hartgesottenen Magen – Vegetarier sind hier eh raus.


Schottisches Nationalgericht Haggis
Darf ich präsentieren: Das schottische Nationalgericht Haggis.

 

What’s for Pudding, luv?

Damit das Ganze nun aber nicht zu einfach wird, haben sich die Briten noch etwas einfallen lassen, das es für uns Ausländer extrem verwirrend macht. Denn der landläufige Begriff für die Nachspeise in Großbritannien ist zwar Dessert, jeder sagt aber was? Genau: Pudding! Und so hat sich bis heute der Satz: „What’s for pudding?“ bei den Briten durchgesetzt – übrigens auch beim eigenen Ehemann. Puddings gibt’s allerdings dann nicht, sondern eher Kuchen, Trifle oder auch mal ein Eis.

Ok, kommen wir nach all dem deftigen Kram mal wieder zu den süßeren Dingen …..äh Puddings des Lebens… Denn im Laufe der Zeit haben sich schon einige süße Puddings dazugesellt. Ein tolles Rezept ist der „Bread and Butter Pudding“- er besteht aus in Milch und Eiern getränktem und geschichtetem Brot, Rosinen und einer Milch/Vanillemasse und eignet sich super zur Restverwertung. Ein tolles Gericht, das auch Kindern schmeckt – allerdings: Wie ein Pudding aussehen, tut er natürlich ebenfalls nicht. Das Rezept von mir findet ihr übrigens hier.


Englisches Dessert Bread and Butter
Bread and Butter Pudding – immer ein tolles Gericht, wenn man altes Weißbrot übrig hat!


Finally: Sticky toffee Pudding

Zum Schluss kommen wir aber endlich zu meinem geliebten „Sticky Toffee Pudding“ – im Prinzip handelt es sich auch hier um einen warmen Kuchen mit Datteln, Butter und Zucker, der in reichlich Toffeesoße getränkt wurde und dadurch eine leicht schwammige Konsistenz hat. Der „Sticky Toffee Pudding“ wird gerne mit Vanilleeis oder – ihr ahnt es schon – Custard (also Vanillesoße) gegessen und zum Dessert serviert.


Stick Toffee Pudding aus England - Dessert


Die Briten lieben ihn und er ist sogar einer von Harry Potter Leibspeisen. Wenn jetzt noch keiner überzeugt worden ist: Hier kommt das Rezept! Danach seid Ihr dem Kuchen verfallen. Versprochen!


Sticky Toffee Pudding (4 Portionen)

  • Form: 8,5cm Durchmesser (Höhe 4cm) aus Silikon
  • Arbeitszeit: ca. 15 Minuten
  • Backzeit: ca. 35-40 Minuten


Zutaten für den Pudding

  • 180g entsteinte Datteln
  • 300ml Wasser
  • 1 TL Natron
  • 1 TL Backpulver
  • 240g Mehl
  • 60g Butter
  • 140 g weißer Zucker
  • 1 Ei


Zutaten für die Sosse

  • 100ml Sahne
  • 60g Butter
  • 90g brauner Zucker


Zubereitung

  • Zuerst den Backofen auf 160 °C Ober/Unterhitze vorheizen.
  • Dann die Datteln entkernen und mit 300ml kochendem Wasser und 1 EL Natron in eine Schüssel geben und einweichen lassen. Währenddessen die (weiche) Butter und das Ei mit dem Zucker verrühren. Eingeweichte Datteln und Wasser mit dem Küchengerät zu einer sämigen Masse mixen und hinzufügen. Danach nach und nach das Mehl und das Backpulver hinzugegeben und zu einem schönen Teig vermengen.
  • Dieser kommt dann in die entsprechenden Formen (ca. ¾ befüllen, Pudding geht gut auf) und für ca. 35-40 Minuten (Stäbchenprobe!) in den Ofen.
  • Kurz bevor der Pudding fertig ist, geht’s an die Soße: Einfach Sahne, Butter und braunen Zucker auf dem Herd erwärmen, ganz leicht köcheln lassen.
  • Am Ende den warmen Pudding mit einer Kugel Eis und der warmen Soße toppen – genießen!


Was soll ich sagen: Aufpassen, wenn Ihr in Großbritannien unterwegs seid und auf ein Gericht stoßt, das sich Pudding nennt. Ihr kennt jetzt die Details. Im Zweifel lieber nochmal nachfragen!



11 thoughts on “Sticky Toffee Pudding”

  • Ah ich glaube da wäre ich wie du auch erst mal ein wenig irritiert. 😀 Ich liebe Pudding so, wie ich ihn von uns kenne und dann plötzlich etwas mit Fleisch und Fett vorgesetzt zu bekommen… nun ja, was der Bauer nicht kennt… 😉
    Aber ist vermutlich auch einfach viel Psychologie. Wenn man mir sowas als Zwischengang unter anderem Namen vorsetzen würde, fänd ich das spannend. Ansonsten bleiben ja zum Glück trotzdem noch die süßen Varianten zum Nachtisch. 🙂
    Danke für die Aufklärung! Fand ich schon sehr spannend zu lesen.

    Liebe Grüße
    Sarah von DamnCharming

  • liebe Simone, ich muss doch ehrlich gestehen, dass ich nicht gedacht hätte, dass man so viele Puddingarten unterscheiden kann!
    finde die Idee richtig klasse die einzelenen vorzustellen! so einen Christmaspudding finde ich super lecker – und habe auch jetzt Lust darauf, selbst wenn Weihnachten noch was hin ist 🙂

    hab eine schöne Wochenmitte meine Liebe,
    ❤ Tina von http://liebewasist.com

  • Lecker , ich in meiner Studium Zeit in London für ein paar Wochen gelebt , meine Gastmutter hat mich an diese Köstlichkeit herangeführt , mir schmeckt er nur so wie Sie Ihn macht aber dein Rezept probiere ich gerne mal aus. Denn heute fühlt sich der Tag an wie Herbst. Das bedeutet leckeres Essen eine Tasse Tee und die Seel baumeln lassen. Liebe Grüße Alex von http://margreblue.de/

  • Wow, echt ein Wahnsinn was man in anderen Ländern unter Pudding versteht 🙂 Das wusste ich gar nicht! Für mich klingen die süßen Varianten am besten – wie der Christmas Pudding zum Beispiel 🙂 Auch dein Rezept finde ich sehr interessant. Danke für die Inspiration und die vielen Infos.

    Alles Liebe,
    Laura von http://www.lauratopa.com 🙂

  • Liebe Simone,

    na, du berichtest ja Dinge.. Da bleib ich doch lieber bei den hier heimischen Varianten. 😀 Dein Sticky Toffee Pudding Rezept probiere ich ich aber sehr gerne aus – ganz lieben Dank dafür! Die Bilder sind übrigens fabelhaft geworden, sei der lieben Ann-Kathrin daher bitte nicht allzu „böse“ fürs Auffuttern 😉

    Liebe Grüße,
    Mona

  • Hallo Simone,

    so viel Pudding und noch mehr Rezepte – Wahnsinn. Ich persönlich bin nicht so der Süßesser und bekomme bei den vielen Familientreffen im Jahr bei Kaffee und Kuchen tatsächlich schon immer ne Schnitte mit Wurst vorgesetzt. Mein Fall ist daher der Yorkshire Pudding. Wobei die süßeren Puddings immer etwas leckerer aussehen. Warum ist das eigentlich so? 🙂

    Viele Grüße

    Daniel

  • Oh man das sind aber mal Rezepte! Ein Traum! Ich denke, mein Favorit ist auch der Sticky Toffee Pudding und ich frage mich, in welchem Harry Potter Buch das beschrieben war 😀 Ich kann mich überhaupt nicht an den Pudding erinnern 😀

    Liebe Grüße
    Nadine von tantedine.de

  • Ich liebe, liebe, liebe Sticky Toffee Pudding, hab mich aber noch nie selbst dran versucht. Da muss ich doch glatt mal an einer veganen Version basteln 🙂
    Liebe Grüße,
    Elisabeth

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