Ein neues Koch- und Backbuch ist kürzlich im Callwey Verlag erschienen, das ich euch gerne vorstellen möchte. Es stammt von der Autorin Ella Risbridger, die 1992 in London geboren wurde. Ella Risbridger hat vergleichende Literatur studiert und für den Guardin und den Observer geschrieben, bevor sie ihr erstes Buch „Die Geschichte beginnt mit einem Huhn“ veröffentlichte.
Darum geht es in dem Kochbuch
Ella Risbridger weiß, wovon sie schreibt: Es gab eine Zeit, in der für sie die Welt überwältigend schien. Die Geräusche waren zu laut, die Farben zu hell, alle bewegten sich zu schnell. Eines Nachts lag sie auf ihrem Küchenboden und fragte sich, ob sie jemals wieder aufstehen würde. Es war der Gedanke an ein Huhn, es zu braten und zu essen, welcher sie wieder auf die Beine brachte.
Und dann hat sie sich Stück für Stück ins Leben zurückgekocht. Risbridger hat das alles in „Die Geschichte beginnt mit einem Huhn“ aufgeschrieben. Entstanden ist ein Kochbuch, in dem sich neben diesem „Mitternachtshuhn“ über 80 weitere Rezepte finden, die so originelle Namen wie „Eheglück Wurstpasta“, „Paté nach Art des Großen Mannes“ oder „Richtig trauern mit Challabrot“ tragen.
Ein Kochbuch, das mehr als ein Kochbuch ist
Wenn man als Bloggerin ein Koch- oder Backbuch angekündigt bekommt, rechnet man mit einem Buch mit typischen Rezepten, die ich auf den ersten, aber spätestens zweiten Blick erkenne und Bilder, die mir helfen, Rezepte zuzuordnen. Insofern war ich sehr überrascht, als ich das Buch von Ella Risbridger in den Händen hielt. Denn schon der Anfang des Buches macht klar: Hier geht nicht um ein typisches Kochbuch, sondern eine Geschichte, die mit Rezepten garniert ist.
Voller Leidenschaft für das Leben
Tatsächlich geht es in jeder Zeile um nicht weniger als das Leben. Hinter jedem Rezept verbirgt sich eine ganz persönliche Geschichte aus Risbridgers Leben, die sie uns gleichsam mitserviert. Wir erfahren einiges über Ellas Familie, Freunde, ihre große Liebe und viele Anekdoten aus dem Alltag. Wir begleiten sie durch endlose Kochabende und Picknicks mit Freunden genauso wie durch viele inspirierende Stunden alleine in der Küche mit einem Glas Wein in der Hand. Und wir erfahren, dass das Kochen Ella Risbridgers leben gerettet hat, das sie mit fast nur 21 Jahren beenden wollte.
Auch kein einziges Foto findet sich im Buch. Dafür zuckersüße Illustrationen von Elisa Cunningham, einer freischaffenden Food-Illustratorin aus Bristol.
Von Skepsis zu Begeisterung
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang skeptisch war. Ich mag schlichtweg keine Koch- oder Backbücher, in denen keine Fotos vorkommen. Und ich mag – ihr wisst es alle – Rezepte, die schlicht und einfach sind. Und nun sehe ich mich mit einem Buch konfrontiert, das all das ist, wofür ich eigentlich nicht stehe. Und Rezepte, deren Namen extrem merkwürdig klingen. Fakt ist aber: Ich war einfach mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.
Was habe ich also getan? Genau, ich habe mich auf das Projekt eingelassen und einfach mal angefangen zu lesen. Und ohne jetzt viel vorwegnehmen zu wollen, beschreibe ich es mit den Worten von Nigella Lawson, die den passenden Ton gefunden hat: „Es ist ein „Handbuch zum Leben und eine Erklärung der Hoffnung“. Wie kommt das? Ella schreibt in ihrem Buch nicht nur die Rezepte selbst auf. Sie beschreibt auch, was die einzelnen Tätigkeiten des Backens oder Kochen mit ihr machen. Und das tut sie so einprägsam, das man es nicht mehr vergessen kann.
Nachgebacken: Das Maslen-Brot
Ein Beispiel? Gerne: Ich habe das sogenannte „Maslen-Brot“ gebacken, eine Wortneuschöpfung, die aber eine Geschichte hat (die ich jetzt nicht verrate). Das Brot wird in einem vorgewärmten Bräter gebacken und ist in nur 25 Minuten fertig. Warum das in dem Bräter so gut funktioniert, weiß auch Ella nicht und schert sich auch nicht weiter darum. Ich dachte: Das funktioniert nie (und ich bin wirklich SEHR erfahren in der Einschätzung, ob etwas funktioniert oder auch nicht). Fakt ist: Es hat nicht nur funktioniert, sondern das Brot schmeckt auch genial, sodass ich es bereits mehrfach gebacken habe.
In einem der Rezeptschritte geht es auch darum, dass man Haferflocken zerkleinern muss. Ella macht das nicht wie viele heute in einer Küchenmaschine, sondern nutzt einen Stabmixer. Sie beschreibt es „als zutiefst befriedigende Tätigkeit“.
Fazit
Die Geschichte beginnt mit einem Huhn ist nur vordergründig ein Kochbuch; zwar eines mit literarischem Anspruch, das sich nicht nur in der Küche, sondern auch auf dem Sofa gut liest.
Die Geschichte beginnt mit einem Huhn – Rezepte, für die es sich zu leben lohnt.
Ella Risbridger
ISBN 978-3-7667-2487-8
Callwey Verlag
Preis: 29.95 Euro