Tunnel oder Fähre: Wie komme ich mit dem Auto von Calais nach England?

Tunnel oder Fähre: Wie komme ich mit dem Auto von Calais nach England?

Ab auf die Insel! Wer mit dem Auto nach England möchte, steht vor einer grundsätzlichen Frage: Nehme ich den Tunnel oder die Fähre? Dieser Artikel soll euch die Entscheidung einfacher machen. Wir vergleichen die Anreise und erklären, wieviel Zeit und Geld ihr für eine Überfährt einplanen solltet. Außerdem lohnt sich ein Blick auf den Reisekomfort und darauf, wie gut die Transportwege mit Hunden sind.



Der erste Überblick


Eurotunnel


Wusstet ihr, dass der Eurotunnel zu den sieben architektonischen Weltwundern der Moderne gehört? Damit steht er in einer Reihe mit der Golden Gate Bridge in San Francisco und dem Empire State Building in New York. Guckt man sich die beeindruckenden Zahlen an, verwundert das keineswegs. Der Eurotunnel „Le Shuttle“ ist ein Eisenbahntunnel, der Frankreich mit Südengland verbindet. Seine 50,45 Kilometer verlaufen zwischen Coquelles bei Calais und Folkstone ein kleines Stück westlich von Dover. Über den Tunnel erreichen Züge wie der „Eurostar“, LKWs, Wohnmobile und PKWs sowie Fahrräder die englische Seite in 35 Minuten. Möchtet ihr also mit dem Auto nach Großbritannien reisen, bringt euch der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal hindurch. Keine Sorge, vom Wasser seht ihr während der Überfahrt natürlich nichts.

Fähre


Salzige Luft, eine steife Brise und von Weitem leuchten die Kreidefelsen von Dover. Dieses Erlebnis erwartet euch, wenn ihr mit der Fähre von Calais nach Dover in England übersetzt. Die kürzeste Route zwischen Calais (F) und Dover (UK) dauert etwa 1,5 Stunden. Wir gehen in diesem Ratgeber vor allem auf diese Überfahrt ein. Bedenkt aber, dass fast jedes europäische Land mit einer Küste zur Nordsee Fährverbindungen nach Großbritannien betreibt. Die beliebtesten Häfen liegen in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich und bieten Verbindungen nach Südengland, bis nach Yorkshire und sogar bis Schottland an.

Fähren zwischen Calais und/oder Dünkirchen nach Dover:

P&O Ferries

DFSD Seaways


Mein Tipp: Bei der Wahl des Fährhafens zieht bitte in Betracht, wohin ihr in England wollt und welche Verbindung am meisten Sinn macht. Letztlich gibt es Fähren von Calais (F), Dünkirchen (F), Zeebrügge (B) oder Hoek van Holland (NL). Wer in den Norden Großbritanniens reisen möchte, kann eine andere Verbindung nutzen, zum Beispiel von Hoek van Holland (NL).


Eine der Auffahrten für das Boarding auf die Fähre.


Freche Möwen am Terminal Calais – Dover.


Blick aus der Familienlounge von P&O-Ferries auf die Nordsee.




Anreise zu den Terminals


Eurotunnel


Den Eurotunnel erreicht ihr in Frankreich über die A16 (F), Ausfahrt 42. So gelangt ihr direkt zum Terminal, wo die Passkontrolle und der Check-In ablaufen. Bereits gut 50 Kilometer vor der Abfahrt, weisen euch die Autobahnschilder mit der Aufschrift „Tunnel sous la Manche (dt. Tunnel unter dem Ärmel) den Weg. Ihr könnt euer Ziel nicht verfehlen. Das Einchecken, die Passkontrollen, der mögliche Check-In des Haustiers und das Boarding sind in der Regel schnell erledigt. Wer etwas Zeit hat, kann noch kurz Halt machen, um am Terminal ein paar Snacks zu kaufen oder die Toilette zu besuchen.

Fähre


Wer die Fähre nutzen will: Besonders für Deutsche ist die Überfahrt von Calais nach Dover beliebt, da man von hier aus schnell in Kent, Cornwall oder Devon ist. Um das Terminal zu erreichen, nutzt auch hier die A16. Die Abfahrt 47 führt euch zu den Fährterminals in Calais. Passkontrollen und Hunde-Check-In sind schnell erledigt. Was zuweilen lange dauert, ist das Boarding. Alternative, die nur minimal länger dauert, ist die Überfahrt von Dünkirchen (Dunkerque) vor der belgischen Grenze nach Dover.


Fazit: Sowohl Eurotunnel als auch Fähre sind einfach zu erreichen und gut ausgeschildert. Wer mit der Fähre übersetzt, kann auf eine größere Auswahl zurückgreifen, muss sich jedoch überlegen, von wo er ablegen möchte.





Eurotunnel und Fähre im Zeitvergleich


Eurotunnel


Kurz und knapp: Eine Fahrt durch den Eurotunnel dauert 35 Minuten. Um auch möglichst entspannt zu reisen, solltet ihr mindestens eine Stunde vor der gebuchten Abfahrtszeit am Terminal sein: Passkontrolle und Check-In. Dann fahrt ihr auf den Transportzug und los geht’s! Bedenkt jedoch, dass zur Hauptsaison die Autobahnen rund um Eurotunnel und Fährhäfen sehr voll sein können. Staus sind somit nicht ausgeschlossen.

Fähren


Die Fahrzeiten der Fähren variieren je nach Ablegehafen. Die schnellste Fährverbindung nach England besteht mit ca. 90 Minuten zwischen Calais und Dover. Von Dünkirchen bis Dover dauert es ca. 2 Stunden. In der Regel solltet ihr den Check-In am Fährterminal bis spätestens 45 Minuten vor Abfahrt erledigt haben.


Fazit: Der Eurotunnel geht als klarer Sieger hervor. Habt ihr es eilig und möchtet ihr so schnell wie möglich die südenglische Küste erreichen, reist ihr am besten und schnellsten unter dem Ärmelkanal hindurch. Wer sowieso eine Pause machen möchte, tut sich mit der Fährüberfahrt etwas Gutes und kann entspannt ausruhen.



Abfahrt mit dem Auto in den Eurotunnel.


Blick von der Fähre aufs Wasser.


Kleiner Snack-Counter bei P&O Ferries.




Was ist günstiger?

Eurotunnel


Ein Ticket für den Eurotunnel, genauer gesagt mit dem „Le Shuttle“, gilt pro Auto mit bis zu neun Insassen. Ihr könnt aus unterschiedlichen Tarifen wählen: Ein Kurztrip-Ticket für 5 Tage erhaltet ihr ab etwa 85 Euro, die Rückfahrt ist inbegriffen. Für einen längeren Aufenthalt in Großbritannien bezahlt ihr jede Fahrt einzeln. Das übliche Einzelfahrt-Ticket ist ab etwa 110 Euro zu haben. Die Ticketpreise richten sich allerdings nach Wochentag, Saison und Uhrzeit. An einem Hauptreisetag in der Hochsaison können Kosten von mehr als 200 Pfund anfallen. (Stand: Januar 2023). Tickets und aktuelle Informationen findet ihr hier. Bedenkt auch, dass ihr je nach gebuchtem Ticket keine zeitlichen Ausweichmöglichkeiten habt. Ihr solltet bei den günstigeren Tickets also sicherstellen, pünktlich am Eurotunnel sein zu können. Wer es flexibler mag, kauft ein Flexticket. Das schlägt aber deutlich teurer zu Buche.

Fähre


Auch wenn ihr mit dem Auto eine Fähre nach Großbritannien nutzt, gilt ein Ticket pro Fahrzeug und für bis zu 9 Passagiere. Die Ticketpreise schwanken je nach Buchungszeitpunkt und Nachfrage. Für Hin- und Rückfahrt solltet ihr mindestens 85 Euro einplanen, zur Hauptsaison eher mehr. Hin- und Rückfahrt schlagen mit mindestens 170 Euro zu Buche. Die Preise variieren teils stark. Zu den größten Reedereien in Calais zählen z.B P&O Ferries und DFDS Seaways. Mit besonderen Spartickets für Kurzreisen nach Großbritannien (nicht mehr als 4 Nächte) schont ihr euren Geldbeutel noch mehr. Diese sind mitunter für 49 EUR (hin und zurück) zu haben. Stand: Januar 2023. Tickets: gibt es hier!

Fazit: Den Kosten-Punkt sichern sich die Fährverbindungen von Calais und Dünkirchen nach Großbritannien. Spielt für euch Zeit keine Rolle, reist ihr per Fähre deutlich günstiger.




Reisekomfort: Meerblick oder Tunnelblick?


Eurotunnel


Fast keine Fahrt nach Großbritannien könnte unspektakulärer sein als eine Fahrt durch den Eurotunnel. Denn ihr fahrt mit dem PKW in einen Zug, der euch nach England bringt. Nachdem ihr auf den Zug gefahren seid, könnt ihr wahlweise in eurem Auto sitzen bleiben oder aussteigen und euch im Zuginneren aufhalten. Zu sehen gibt es nichts, sodass sich kaum ein Unterwassergefühl einstellt, was ein Pluspunkt für alle Ängstlichen ist. Der Druckausgleich im Ohr ist das Einzige, das ihr bei der Überfahrt bemerkt. Der Zug ist mit Toiletten ausgestattet, die ihr in jedem dritten Abteil findet. Allerdings sind diese oft außer Betrieb, sodass man besser vor der Überfahrt eine Toilette aufsucht.

Fähre


Wesentlich mehr Komfort und Urlaubsfeeling hat die Fähre zu bieten. Wenn ihr mit der Fähre nach Großbritannien reist, beginnt der Urlaub bereits an Bord. An Deck genießt ihr die frische Brise und könnt beobachten, wie ihr im Hafen von Dover einlauft. Die weißen Klippen von Dover geben ein magisches Schauspiel ab, das bei schönem Wetter besonders intensiv wirkt. An Bord der Fähren könnt ihr zu starken Rabattpreisen shoppen, einen Drink genießen oder einfach mit gratis Wi-Fi in der Lounge entspannen. Die meisten Fähren besitzen auch für die jüngeren Gäste Angebote, um sich die Zeit zu vertreiben. Das Auto parkt ihr im Unterdeck.

Für alle, die auf Wasser schnell seekrank werden oder ängstlich sind: Im Herbst und Winter kann der Seegang aufgrund von Wind und Regen zunehmen und die Überfahrt durchaus unangenehm stürmisch sein. Außerdem dürft ihr nicht im Auto und auf dem Autodeck die Überfahrt verbringen.


Fazit: Den größeren Reisekomfort bieten die Fähren. Nach der Anreise mit dem Auto habt ihr mehr Zeit, euch zu erholen und auf den Linksverkehr in Großbritannien vorzubereiten. Im Eurotunnel passiert dagegen recht wenig. Punkt für die Fähre!




Womit reist der Hund besser?

Eure Haustiere dürfen natürlich mit nach Großbritannien. Und das sowohl bei einer Überfahrt im Eurotunnel als auch per Fähre. Unbedingt beachten solltet ihr die veterinärmedizinischen Richtlinien der britischen DEFRA (Department for Environment, Food & Rural Affairs), sonst ist an den Terminals für eure Fellnasen die Reise vorbei. Was ihr genau für eine Reise nach Großbritannien mit Hund benötigt, haben wir für euch hier zusammengetragen.


Eurotunnel


Im Eurotunnel bleiben die Hunde die ganze Zeit bei euch. Die Fahrt ist kurz und ihr könnt euren Haustieren Gesellschaft.

Fähre


Anders ist das bei der Fährüberfahrt und von Reederei zu Reederei unterschiedlich geregelt. Bei einigen Fähren müssen Eure Vierbeiner aus hygienischen Gründen unter Deck im Auto bleiben und ihr dürft nicht bei Ihnen bleiben. Neu ist der Service von P&O-Ferries für die beliebte Überfahrt zwischen Calais und Dover: Denn hier könnt ihr eine Zubuchung für eure Haustiere in die neue PET Lounge vornehmen. An dieser Stelle verlinke ich euch die entsprechenden Informationen zur Pet Lounge. Dabei handelt es sich um einen eigenen Bereich, in dem ihr die Überfahrt mit euren Hunden an Deck verbringen dürft. Es gibt einen Innen- und Außenbereich, genügend Platz, um Streit zu umgehen. Für die Menschen befinden sich an den Plätzen sogar verschiedene Ladestationen für elektronische Geräte und es gibt freien Kaffee oder Kaltgetränke. Auch Näpfe für Hunde sind vorhanden.

Fazit: Hier wird es etwas kompliziert. Im Eurotunnel verbringt ihr die kurze Fahrzeit mit euren Vierbeinern gemeinsam. Bei den Fähren müsst ihr prüfen, wo welche Hunde an Deck erlaubt sind. Wer mit seinen Hunden zwischen Calais und Dover gerne zusammen sein möchte und unter Wasser Angst hat, nutzt auf jeden Fall die Fähre.



Jetzt seid ihr dran: Entscheiden müsst ihr, welchen Weg ihr wählen möchtet. Am Ende wird es Geschmackssache sein und davon abhängen, was euch auf einer Fahrt nach Großbritannien am wichtigsten ist. Ich wünsche viel Freude bei der Planung.



3 thoughts on “Tunnel oder Fähre: Wie komme ich mit dem Auto von Calais nach England?”

  • Noch wichtig zu beachten:
    Pkws mit LPG dürfen nicht über den Tunnel fahren :(:(:(:(:(

    For safety reasons we are not able to transport vehicles powered by ANY flammable gasses, including but not limited to: BiFuel, Autogas, Hydrogen, LPG, CNG or CGH2.

  • Waren Anfang Juli mit 50 Leuten per Reisebus in England per Fähre ( Calais – Dover) zum ersten Mal seit dem Brexit. Die Kontrollen dauerten so lange, dass wir unsere Fähre verpassten. Bei der Gepäckkontrolle war leider nur ein Röntgengerät in Betrieb, bei der zweiten Passkontrolle waren drei Schalter grün, davon aber nur zwei besetzt und in einem davon der Computer ausgefallen. Nächste Fähre sollte 12:35 gehen., kam mit Verspätung, konnten erstnach 13 Uhr drauffahren. Bei der Rückfahrt klappten die Kontrollen besser und schneller, allerdings war unsere Fähre gestrichen (technischer Defekt?) und wir mussten auf die nächste warten. Danke, P&O

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