Mit dem Auto durch den Eurotunnel: Alles Wissenswerte in der kompakten Übersicht

Mit dem Auto durch den Eurotunnel: Alles Wissenswerte in der kompakten Übersicht

Der Eurotunnel, offiziell Channel Tunnel genannt, ist eine der beeindruckendsten Ingenieurleistungen der Moderne und verbindet das europäische Festland und Großbritannien unter dem Ärmelkanal auf dem schnellsten Weg. Viele Großbritannien-Besucher wählen diese Route, um bequem und schnell von einem Land ins andere zu reisen. Ich auch. Weil mir immer wieder zahlreiche Fragen gestellt werden, nehme ich dich in diesem Artikel mit auf die Reise durch den Eurotunnel, teile meine Eindrücke mit dir und gebe dir nützliche Tipps für die nächste Reise.


Fakten rund um den Eurotunnel


Der in einer Tiefe von 100 m unter dem Meeresboden gebohrte Tunnel ist eine echte technologische Errungenschaft. Die Grafik zeigt anschaulich, was dich gefühlt erwartet. Sehen kannst du natürlich nichts davon. Foto: Getlink

Der Eurotunnel, auch bekannt als Channel Tunnel, wurde 1994 eröffnet von Queen Elizabeth II and dem französischen Präsidenten François Mitterrand eröffnet und ist heute ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Verkehrsnetzes. Im Mai 2024 feierte der Tunnel mit seinem Betreiber Getlink gerade 30jähriges Bestehen. Er erstreckt sich über etwa 50 Kilometer, wovon 37 Kilometer unter dem Meer liegen, und verbindet das französische Calais mit dem englischen Folkestone. Der Bau des Tunnels dauerte sechs Jahre und kostete rund 4,65 Milliarden Pfund. Heute wird der Tunnel sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr genutzt und zählt zu den sichersten Verkehrsinfrastrukturen der Welt. Eine Fahrt dauert rund 35 Minuten und man kann rund um die Uhr fahren. Dabei fährt der Zug zwischen ein- und dreimal pro Stunde. Aussteigen musst du während der Fahrt nicht. Bis zu 120 PKW und 12 Busse kann ein Zug transportieren. Insgesamt solltest du etwa 1,5 Stunden für Anreise, Be- und Entladen sowie Fahrtzeit einrechnen.

Um den Eurotunnel zu nutzen, brauchst du trotz Brexit nichts anderes als ein gültiges Ticket und gültige Reisepässe. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Wer mit dem Hund reist, benötigt den europäischen Heimtierausweis, der Hund einen Mikrochip, die erforderlichen Impfungen und eine Entwurmungskur vor Antritt der Reise.  In einem eigenen Artikel habe ich das nochmal ausführlich zusammengefasst. Bitte sprich aber immer deinen Tierarzt nochmal darauf an. Sie sind die Experten.


Die Reise beginnt


Tickets kaufen

Die Reise durch den Eurotunnel beginnt mit einer sorgfältigen Planung. Dein Ticket solltest du in jedem Fall vorab online buchen. Dafür stehen dir verschiedene Ticketoptionen zur Verfügung und es gibt deutliche Unterschiede bei den Preisen. Das hängt davon ab, ob du früh oder spät buchst, an welchem Tag du fahren möchtest oder ob es spezielle Angebote gibt. Wir buchen immer direkt über LeShuttles, aber es gibt verschiedene Anbieter im Netz, wo du Tickets kaufen kannst. Das übliche Ticket ist das Standard-Ticket, das für PKW bei 116 Pfund beginnt. Wir nutzen meistens das Standard-Refundable-Ticket ab 151 Pfund. Ein sogenanntes Flexi-Ticket bietet mehr Möglichkeiten, man muss allerdings recht tief in die Tasche greifen. Gut zu wissen: Das Ticket gilt pro PKW, nicht pro Passagier.


Die Anreise

Am Reisetag führt dich also die Reise nach Calais, wo du den Tunnel schnell von der Autobahn kommend findest. Die Straßen sind gut ausgeschildert. Achte nur darauf, dass Du hier nicht die Hinweise Eurotunnel oder Channel Tunnel findest, sondern du auf den französischen Begriff „Tunnel sous la Manche“ achten solltest.

Bei deiner Ankunft auf das große Terminal geht das Check-in deines Tickets reibungslos und häufig ganz automatisiert. Meistens erkennt die Anlage dein Fahrzeug bereits am Kennzeichen und begrüßt dich am Automaten mit Namen und führt dich dann durch das Check-in (Achtung, das gilt nicht für PKWs mit Haustieren!). Du erhältst dann ein Label, das du an der Windschutzscheibe befestigst, damit man dich später zuordnen kann.


Die Abwicklung

Danach führt dich der Weg zum Terminal, wo du eine kleine Pause machen, die Toilette aufsuchen und dir einige Getränke oder Speisen kaufen kannst. Auf Tafeln wird angegeben, wann das Boarding für deine Uhrzeit ist. Meistens hat man gar nicht viel Zeit, sondern kann schnell weiter. Dann geht es weiter zur französischen und britischen Passkontrolle, wo du von den britischen Kollegen nach dem Zweck deiner Reise gefragt wirst. Sie sind in aller Regel sehr freundlich. In seltenen Fällen wird dein Fahrzeug noch einem Sicherheitscheck unterzogen oder du musst in den Zoll. Aber auch das ist eigentlich alles reibungslos. Danach wirst du einer „Lane“ zugewiesen, wo du wartest, bis deine Überfahrt aufgerufen wird. Du folgst dann einfach den Anweisungen der Mitarbeiter und fährst bis zum Zug.

Wichtig zu wissen: Es handelt sich beim Eurotunnel um einen geschlossenen Zug auf zwei Etagen. Je nachdem, ob du mit oder ohne Dachbox, mit Bus oder Wohnmobil unterwegs bist, wirst du automatisch zugewiesen. Für PKW ohne Dachboxen ist der Platz etwas beschränkter, ansonsten von der Deckenhöhe sehr großzügig. Du fährst langsam durch eine seitliche Öffnung in den Zug hinein und ein Mitarbeiter weist dich ein, wie nah du hinter den Auto vor dir parken sollst (sehr nah). Dann stellst du den Motor ab und öffnest alle Fensterscheiben etwas, lauscht den Sicherheitshinweisen auf Französisch und Englisch, die an Flugzeug-Einweisungen erinnern. Das war es und du kannst nun entspannen, etwas essen, ein Buch lesen oder Radio hören.


Check-in mit Tieren

Das Check-in mit Tieren unterscheidet sich ein wenig von der üblichen Abwicklung. Bei deiner Anfahrt auf das Terminal entdeckst du sofort gelbe Zeichen, die dich zum „Pet-Check-in“ führen. Zusätzlich sind auf den Asphalt Pfoten gemalt, sodass du die Richtung nicht verpassen kannst. Du kommst zu einem kleinen, gelben Häuschen, das nicht zu übersehen ist, parkst und gehst mit deinem Heimtier zum Check-in. Dort gibst du deine Buchungsnummer ab und den europäischen Heimtierausweis. Man wird dich bitten, den Mikrochip deines Tieres mit einem Gerät zu scannen. Mir gelingt es bei den ersten Malen fast nie, aber die Mitarbeiter dort sind sehr hilfsbereit. Der Heimtierausweis wird sehr gründlich kontrolliert. Stelle deswegen sicher, dass du wirklich alle Impfungen und die Entwurmung durchgeführt und eingetragen hast. Du erhältst dann auch hier direkt deine Buchungspapiere für die Windschutzscheibe und die Uhrzeit der Überfahrt. Dann bist du fertig und kannst weiter zurück zum Terminal fahren. Wer mag, findet beim Tier-Check-in kleine Auslaufbereiche für Hunde. Ob man die nutzen möchte, bleibt jedem selbst überlassen.



Die Fahrt durch den Eurotunnel

Ob man die Fahrt durch den Tunnel als aufregend, angsterfüllt, freudig oder entspannend wahrnimmt, musst du für dich herausfinden. Die Fahrt durch den Tunnel dauert etwa 35 Minuten und geht die meiste Zeit durchs draußen Dunkle, was ausreicht, um die besondere Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Die Dunkelheit des Tunnels wird nur von den Lichtern der Waggons und der Notausgänge durchbrochen, was eine fast surreale Stimmung erzeugt. Der Zug bewegt sich mit einer konstanten Geschwindigkeit von rund 140 km/h, und das sanfte Schaukeln vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe. Angst braucht hier niemand zu haben.

Du kannst aus dem Auto aussteigen, allerdings gibt es wenig Platz, um sich zu bewegen, sodass die Meisten im Auto sitzenbleiben. Aber vielleicht willst du ja die Zeit nutzen, um deine Glieder etwas zu dehnen und zu strecken. Manche Personen spüren einen leichten Druck auf den Ohren und einen Druckausgleich. Bei mir findet das allerdings so gut wie nie statt. Gut zu wissen: Im Zug gibt es in der Regel Toiletten. Ich habe allerdings häufig die Erfahrung gemacht, dass die WCs geschlossen sind. Insofern besser vorher im Terminal alles erledigen.


Über eine Art erhöhte Rampe erreicht man die Zufahrt zum Eurotunnel. Verfahren ist nicht möglich.
Die Ansicht zeigt die seitliche Einfahrt in die geschlossene Zugkabine.
Für mich unschlagbar ist die Tatsache, dass man seine Haustiere die ganze Zeit über bei sich behalten kann.


Technische Einblicke

Der Eurotunnel ist ein Meisterwerk der Technik. Die Sicherheitsmaßnahmen sind beeindruckend: Kontinuierliche Überwachung durch Kameras, spezielle Brandmelde- und Löschsysteme sowie regelmäßige Sicherheitsübungen sorgen dafür, dass du als Passagier jederzeit geschützt bist. Die Züge werden von einem zentralen Kontrollzentrum aus gesteuert und überwacht, was einen reibungslosen Betrieb gewährleistet. Im Fall der Fälle gibt es natürlich auch Notausgänge und Tunnel, über die Personen zu Fuß evakuiert werden könnten. Immer mal wieder kommt es zu Unterbrechungen, die aber weniger technischer als menschlicher Natur sind. So ist es mir zum Beispiel passiert, dass sich Personen im Tunnel befinden, zum Beispiel Migranten. Dann verspätet sich die Überfahrt, bis der Betrieb wieder reibungslos weitergehen kann.



Die Grafik von Getlink zeigt den Aufbau des komplexen Tunnelsystems: Zwei eingleisige Tunnel und ein Servicetunnel, der alle 375 Meter durch Querschläge mit den Eisenbahntunneln verbunden ist. Foto: Getlink


Ankunft in Folkestone

Statt in Dover kommst du mit dem Eurotunnel in Folkestone an, rund 18 Kilometer südwestlich von Dover. Nachdem der Zug anhält, dauert es nur wenige Minuten, bis man mit dem Auto wieder vom Zug fährt und auf die Autobahn M 20 Richtung London geleitet wird. Von hier aus beginnt deine Reise in Großbritannien. Links fahren ist jetzt Pflicht und man muss sich erst einmal ein paar Minuten daran gewöhnen. Angst davor zu haben, braucht man aber wirklich nicht. Durch eine Passkontrolle musst du auch nicht mehr, da du dies bereits in Calais erledigt hast.


Fazit

Die Fahrt durch den Eurotunnel ist sicher beim ersten Mal aufregend. Wenn du es öfters machst, schon fast langweilig. Und ja, sehenswerter ist natürlich die Fährüberfahrt an guten Tagen. Trotzdem bin ich ein Eurotunnel-Fan und immer wieder beeindruckt davon, wie schnell der Eurotunnel Frankreich und England miteinander verbindet. Gerade, wenn man die Fährüberfahrt schon einige Male erlebt hast, freut man sich über die Effizienz der Anlage, um so schnell wie möglich seine ersten Reiseziele zu erreichen. Vor allem dann, wenn man in Großbritannien noch eine weitere Strecke vor sich hat oder nur ein paar Tage im Land ist, finde ich den Eurotunnel eine gute Lösung.


Praktische Informationen für Reisende

Für alle, die eine Reise durch den Eurotunnel planen, hier noch einige Tipps in der Übersicht:


  • Buchung: Am besten buchst du dein Ticket im Voraus online, um die besten Preise und Verfügbarkeiten zu sichern. Denke daran, dir vorab zu überlegen, mit welchem PKW du fährst, ob du eine Dachbox dabeihast oder ein Tier.
  • Heimtiere: Tiere kosten extra! Denk bei der Buchung daran. Denke auch vorab daran, dass du zur Einreise mit deinem Hund verschiedene Pflichten erledigen muss. Du findest sie in meinem Artikel „Mit Hund nach England reisen“ ausführlich beschrieben. Dein Tierarzt sollte ebenfalls alle Bestimmungen kennen.
  • Geld: In Großbritannien wird immer mehr mit Karte gezahlt. Wer sich mit etwas Bargeld für das Terminal sicherer fühlt, sollte vorher etwas Geld wechseln. Ansonsten kann man mit Kreditkarte oder auch Girokarte zahlen. Packe dir am besten verschiedene Karten ein, sodass du auf der sicheren Seite bist, wenn die eine oder andere Karte mal muckt. PINS für die Karten nicht vergessen (passiert mit bei meiner Visa-Karte sehr gerne).
  • Check-in: Gib dir genug Zeit für den Check-in und die Sicherheitskontrollen. 1,5 Stunden ist eine gute Richtlinie.
  • Sicherheit: Beachte immer die Sicherheits- und Verhaltensregeln während der Fahrt und folge den Anweisungen des Personals.
  • Dokumente: Stelle sicher, dass du alle notwendigen Dokumente immer griffbereit bei dir hast. Das erleichtert die Abwicklung für alle ungemein.
  • Autofahren: Auf britischer Seite immer links fahren und Tempolimits beachten.


Mein Tipp: Vielleicht überlegst du ja noch, ob du lieber mit der Fähre oder mit dem Zug nach Großbritannien reisen möchtest. In dem Fall empfehle ich dir meinen Artikel „Tunnel oder Fähre: Wie komme ich mit dem Auto von Calais nach England?“


Du hast noch weitere Fragen? Dann nichts wie raus damit. Ich versuche, sie dir zu gut wie möglich zu brantworten.