Was scheint in den Sommermonaten typisch britischer als der auf den Millimeter genau geschnittene Rasen. Doch längst findet man britischen Gartenanlagen immer häufiger Rasenflächen, die man wild wachsen lässt.
Kein Brite kommt ohne den perfekt geschnitten Rasen aus? Mehr denn je bricht dieses Klischee auf. Immer mehr Gärtner, Kommunen und Landbesitzer in ganz Großbritannien lassen ihre Rasenmäher oder -roboter im Mai im Schuppen und nehmen an der Kampagne „No Mow May“ der Umweltorganisation Plantlife teil. Rasenflächen, Randstreifen und Wiesen dürfen wild wachsen und so bekommt die Natur einen echten Boost. Der Verzicht auf das Rasenmähen soll immerhin Pflanzen hervorbringen, die für die zehnfache Anzahl an Bienen, Schmetterlingen, Mottenkäfern und anderen Bestäubern sorgen.
Wie lege ich meine eigene Wildwiese im Garten an?
Bei mir im Garten stehen mitten in der Wildwiese im Garten zwei der Rankgitter aus Holz in Blattform* im Foto, an denen mittlerweile auch Rosen und Clematis hochwandern.
Was du dafür tun musst, um am No Mow May teilzunehmen? Ganz einfach: Einfach mal dem Drang widerstehen, deinen Rasen im Mai zu mähen, und sich dann überraschen lassen, welche Blumen deine nicht gemähte Wiese hervorbringt. Du brauchst dafür keine extra gesäte Samenmischung.
Ich selbst mache es seit vielen Jahren im eigenen Garten, und zwar ohne zu wissen, dass es dafür einen Namen gab. Tatsächlich erntete ich am Anfang durchaus einige kritische Blicke und Kommentare. Immerhin wachsen auch Klee, Löwenzahn und andere Pflanzen, welche die Nachbarschaft vielleicht nicht in ihrem Garten sehen möchte. Doch spätestens wenn die Flächen artenreich blühen, sind die Meisten überzeugt.
Damit man noch durch den Garten laufen kann, definiere ich vorab mehrere große Flächen, die ich wachsen lassen möchte und mähe drumherum. Auch Randbereiche zu meinen Beeten oder einer Sitzgruppe mähe ich.
Alternativ kann man auch einen Weg durch die Wiese mähen. In großen Anlagen wie zum Beispiel Emmets Garden in Kent werden vorab sogar Abgrenzungen gesetzt, damit der Gärtner weiß, welche Schneisen er mähen darf. Auf diese Weise kann man die Blumenpracht in aller Ruhe genießen. Am Ende des Monats kannst du die Flächen wieder runterkürzen, gerne auch in verschiedenen Längen. Auch danach kannst du ruhig weniger als öfter mähen.
Die großen Gartenanlagen in Großbritannien machen es vor
Solltest du in den kommenden Monaten in Großbritannien unterwegs sein, achte in den Gartenanlagen ruhig einmal auf die mittlerweile große Anzahl nicht gemähter Flächen. Du wirst erstaunt sein, wo du das alles bewundern kannst. Auf den Fotos von links nach rechts siehst du exemplarisch die Gartenanlagen Batemans (National Trust) und Great Dixter (privat geführt) in East Sussex sowie die Gartenanlagen Sissinghurst (National Trust) und Scotney Castle in Kent.
Tipps für deine Wildblumenwiese
Wer seine Wildblumenwiese optisch begrenzen will, kann das tun. In der Gartenanlage Emmets Garden (National Trust) in der Nähe von Seven Oaks werden gebogene Stäbe eingesetzt, um zu markieren, wo der Weg durchs Feld gemäht werden soll. Die Begrenzungen schützen auch davor, dass Besucher versehentlich die Wiese betreten.
In Deutschland findet man diese einfachen, aber dekorativen Begrenzungen kaum. Eine schöne Alternative für den eigenen Garten: Die Bögen lassen sich sehr einfach aus gebogenen Weiden- oder Haselnusszweigen herstellen, die man in die Erde steckt.
Für dekoratives Ambiente sorgen auch Skulpturen, Rankgitter oder ein stehendes Vogelhäuschen mitten in der Wiese.
Lässt du dich von dem umweltschützenden Trend anstecken? Für das Ganze gibt es sogar einen Hashtag: Unter #NoMowMay kannst du deine schönsten Fotos posten.
Fotos: Simone Orlik
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